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Was ist Psychotherapie?

Übersicht über Psychotherapie-Methoden

 

Psychotherapie: Heilmittel ist das Gespräch. Psychotherapie ist eine Behandlungsmethode, bei welcher das Gespräch zwischen Patient und Therapeut als Heilmittel eingesetzt wird. Die Heilwirkung kommt nicht alleine durch das gesprochene Wort als solches zustande, sondern auch durch die für den Patienten spürbare Aufmerksamkeit, Hilfsbereitschaft sowie durch die annehmende und unterstützende Grundhaltung des Therapeuten. Die annehmende Grundhaltung des Therapeuten ermöglicht es dem Patienten, auch über Themen, über Gefühle oder geheime Wünsche zu sprechen, die im "normalen" Alltagsleben ausgeschlossen bleiben. Da gerade solche ausgeschlossene, im Alltag nicht geduldete und daher oft unterdrückte Gefühle Krankheit erzeugend sein können, ist es ein bedeutender Schritt zur Heilung, wenn alle Emotionen, Gefühle und Gedanken in der therapeutische Beziehung offen besprochen werden können. Auf dieser Basis kann der Patient dann in der Psychotherapie zu seiner wahren Identität und zu neuen, für die Gesundheit förderlichen Lebensweisen finden.

Wie wird ein Arzt oder Psychologe zum Psychotherapeuten? Eine annehmende, unterstützende und fachlich kompetente Grundhaltung gegenüber den oft sehr belastenden Problemen der Patienten kann ein/e Therapeut/in nur dadurch erwerben, dass er/sie bei sich selbst eine eigene Ausbildungs-Psychotherapie durchführen lässt, in welcher er/sie seine/ ihre eigenen Ängste und Probleme bearbeiten konnte. Theoretische Wissenskenntnisse über Medizin und Psychologie reichen alleine nicht aus, um ein guter Psychotherapeut zu werden. Nur eine Lehr-Psychotherapie macht einen Arzt oder einen Psychologen zur guten Psychotherapeutin bzw. zum guten Psychotherapeuten. Die in diesem Sinne am besten ausgebildeten Therapeuten in Deutschland sind zur Zeit die "Psychodynamisch arbeitenden Psychotherapeuten" bzw. "Tiefenpsychologisch orinetierten Psychotherapeuten" sowie die "Psychoanalytischen Therapeuten". "Verhaltenstherapeuten" haben hier oft ein Defizit, auch wenn sie meistens eine sehr gute theoretisch Ausbildung haben. Verhaltenstherapeuten können sich an Instituten für Verhaltenstherapie ausbilden lassen. Die Ausbildung zum psychodynamisch arbeitenden bzw. zum tiefenpsychologisch orientierten Psychotherapeuten erfolgt in Deutschland durch die Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft (DPG), die Deutsche Psychoanalytische Vereinigung (DPV) sowie an Universitätsabteilungen für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin (in Freiburg i. Breisgau sind alle genannten Möglichkeiten der Ausbildung vorhanden).

Psychodynamische bzw. tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapie. Psychodynamische bzw. tiefenpsychologische Psychotherapie befasst sicht vor allem mit der Frage, inwieweit die inneren Gefühle und Bedürfnisse des Patienten in seinen zwischenmenschlichen Beziehungen in ausreichender Weise zum Ausdruck gebracht werden können. Psychodynamische bzw. tiefenpsychologische Psychotherapie befasst sich vor allem damit, wie der Patient seine zwischenmenschlichen Beziehungen gestaltet, ob er in diesen Beziehungen so sein kann wie er ist. Psychodynamische bzw. tiefenpsychologische Psychotherapie berücksichtigt, inwieweit frühere Erfahrungen in zwischenmenschlichen Beziehungen Einfluss auf die aktuelle Beziehungsgestaltung eines Patienten haben. Einen besonders wichtigen Einfluss haben insbesondere durch frühere Beziehungserfahrungen erzeugte innere, teilweise unbewusste Ängste, die zu einer tiefgreifenden Störung aktueller Beziehungen führen können. Die psychodynamische Therapie fokussiert diesen Punkt in besonderer Weise.

Welche seelischen Probleme können mit psychodynamischer bzw. tiefenpsychologischer Psychotherapie behandelt werden? In der psychodynamischen bzw. tiefenpsychologischen Psychotherapie werden die positiven und negativen Gefühle (inklusive Ängste), die der Patient in die therapeutische Beziehung mit dem Therapeuten einbringt (die sogenannte "Übertragung"), einbezogen, um ein besseres Verständnis für die seelischen Probleme des Patienten zu gewinnen und um dem Patienten Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Psychodynamische bzw. tiefenpsychologische Psychotherapie ist sinnvoll vor allem bei Problemen und Konflikten in zwischenmenschlichen Beziehungen (Liebe, Partnerschaft, Familie, Beruf), bei Depressionen, Burnout, bei Panik-Angst und generalisierter Angsterkrankung, bei psychosomatischen Beschwerden (Körperbeschwerden ohne organischen Befund), bei Eßstörungen sowie bei Persönlichkeitsstörungen. Weniger gut geeignet ist die psychodynamische bzw. tiefenpsychologische Psychotherapie zur Behandlung von Phobien sowie von Zwangskrankheiten.

Verhaltenstherapie. In der Verhaltenstherapie werden zunächst die situativen Auslöser untersucht, bei welchen die Beschwerden eines Patienten auftreten. Der Patient wird dann angeleitet, die Kontrolle über Situationen oder über bestimmte Gedanken, welche die Symptome auslösen, zu verbessern. Außerdem wird in der Verhaltenstherapie analysiert, welche Folgen die Beschwerden des Patienten nach sich ziehen. Viele Patienten haben sich z. B. angewöhnt, angstauslösende Situationen zu vermeiden, was vor allem bei phobischen Angststörungen ein großes Problem ist. Andere Patienten führen aufwendige Handlungen aus, um den Gegenstand ihrer Angst "unter Kontrolle" zu halten, was zu "Zwangshandlungen" führen kann, wie es bei den sogenannten "Zwangs-Krankheiten" zu beobachten ist (zwanghaftes Sich-Waschen-Müssen, zwanghaftes Kontrollen des Herdes oder des Lichtschalters oder des Türschlosses, zwanghaftes Saubermachen in der Wohnung u. Ä.).

Welche seelischen Probleme können mit Verhaltenstherapie behandelt werden? Die Verhaltenstherapie eignet sich vor allem zur Behandlung der phobischen Angst, also der Phobie (Angst vor Brücken, vor Tunnels, vor großen Höhen, vor Menschenansammlungen, vor dem Fliegen, vor geschlossenen Räumen u. Ä.). Außerdem ist Verhaltenstherapie sehr gut geeignet zur Anfangs-Behandlung von Zwangsstörungen (zwanghaftes Sich-Waschen-n-Müssen, zwanghaftes Kontrollen des Herdes oder des Lichtschalters oder des Türschlosses, zwanghaftes Saubermachen in der Wohnung u. Ä.).

Weitere Psychotherapie-Methoden. Neben der psychodynamischen bzw. tiefenpsychologischen Psychotherapie einerseits sowie der Verhaltenstherapie andrerseits gibt es noch zwei weitere sinnvolle Psychotherapie- Anwendungen: 1. Die Familientherapie (auch Systemische Therapie genannt) eignet sich sehr gut, wenn Seelische Probleme im Zusammenhang mit Beziehungs- und Kommunikationsstörungen in der Partnerschaft oder Familie stehen. 2. Bei den körper-orientierten Psychotherapien ist die Konzentrative Bewegungstherapie (KBT) eine sehr gute Methode um Patienten, vor allem für Patienten die noch nicht gelernt haben über ihre Gefühle zu sprechen.

Psychokurse können schaden: Vorsicht vor Außenseitern und Quacksalbern! Abzuraten ist von allen Therapie-Arten, die von selbsternannten "Therapeuten" ohne staatliche Approbation angeboten werden. Viel Unheil und Schaden wird durch Personen angerichtet, die meditative Techniken, Schrei-Therapien, Encounter-Gruppen, Geistheilungen etc. anbieten. Nicht selten werden durch solche alternativen "Therapien" schwere psychische Störungen (insbesondere Psychosen) ausgelöst. Zu warnen ist auch vor psychologisch angehauchten Personal-Kursen und Führungs-Seminaren, vor Kursen zum "Positivem Denken" etc.. In diesem Markt sind auch Sekten aktiv, ohne sich zu erkennen zu geben. Viele dieser Methoden zielen einseitig auf die kurzfristige Erhöhung der persönlichen Leistung und der beruflichen Effektivität. Nach einer kurzfristigen erfolgreichen Phase kommt das Elend hinterher. Daher Vorsicht: "Positives Denken macht krank!"

© Joachim Bauer

 

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