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Stress und Burnout

Seelische Gesundheit im Beruf

 

Was ist ein "Burnout-Syndrom"? Der Begriff "Burnout" wurde erstmals 1974 vom New Yorker Psychologen Dr. Herbert Freudenberger als Krankheitsbezeichnung verwandt und heißt "Ausgebrannt Sein". Beim "Burnout-Syndrom" handelt es sich um einen andauernden und schweren emotionalen Erschöpfungszustand mit sowohl seelischen als auch körperlichen Beschwerden. Kennzeichen des Burnout-Syndroms sind drei Merkmale: 1. Die Betroffenen fühlen sich erschöpft und leer ("Emotional Exhaustion"). 2. Sie sehen den Sinn und Nutzen ihrer eigenen Arbeit nicht mehr und haben den Glauben an sich selbst verloren ("Low Personal Accomplishment"). Besonders fatal ist 3. ein zynische Haltung, das heisst der Verlust der persönlichen Wertschätzung sich selbst und anderen gegenüber ("Depersonalisation"; Hinweis: "Depersonalization" als Teil eines Burnout-Syndroms ist nicht identisch mit dem, was in der deutschen Psychopathologie als "Depersonalisierung" bezeichnet wird).

Symptome des Burnout. Beim Burnout- Syndrom können neben dem emotionalen Erschöpfungssyndrom erhebliche Konzentrations- und Gedächtnisstörungen auftreten. Häufig kommen noch weitere, körperliche bzw. psychosomatische Symptome hinzu: Je nach Veranlagung können Kopfschmerzen, Herz- Kreislaufbeschwerden, Bluthochdruck, Schwindel- Symptome oder Muskel- und Rückenschmerzen auftreten, meist ohne ausreichenden körperlichen Befund.

Welche Berufe sind betroffen? Betroffen vom Burnout- Syndrom sind vor allem Personen in Berufen, wo ständig Dienst an anderen Menschen geleistet werden muss, also u. a. in therapeutischen und erzieherischen Berufen (z. B. Heimerzieher, Lehrer, Pflegekräfte), aber auch im Bereich der Kundenbetreuung (z. B. Beschäftigte in Sozialämtern, Mitarbeiter in Call-Centern). Neuere Untersuchungen, besonders auf Intensiv-, Krebs- und AIDS- Stationen zeigen, dass 40 bis 60 % der Pflegekräfte und 15 bis 30 % der Ärzte an Burnout- Symptomen leiden. Bei den Lehrern sind nach einer neueren Studie in Deutschland etwa 30 % betroffen, weitere etwa 20 % der Lehrer befinden sich in einem Vorstadium zum Burnout.

Hohe Gesundheitsbelastung bei Lehrerinnen und Lehrern. In Deutschland waren unter den alljährlich in Pension gehenden Lehrkräften zeitweise bis zu 50%, die wegen gesundheitlicher Probleme vorzeitig in den Ruhestand geschickt werden mussten (in den letzten Jahren sank dieser Prozentsatz auf unter 40% ab, liegt aber immer noch deutlich über den Raten, die sich bei anderen öffentlich Beschäftigten finden). Maßgeblich hierfür sind, wie in Studien nachgewiesen wurde, in erster Linie stressbedingte Erkrankungen. Ebenfalls in hohem Maße vom Erschöpfungssyndrom betroffen sind pflegende Angehörige, z. B. von behinderten Kindern oder von Alzheimer-Kranken. Auch moderne Tele-Arbeitsplätze, z. B. in Call-Centern, können zu Burnout-ähnlichen Erschöpfungs-Syndromen führen. Frauen sind vom Burnout-Syndrom offenbar stärker Ausmaß betroffen als Männer, was durch ihre doppelten Aufgaben in Familie und Beruf begründet sein dürfte.

Überengagement und Perfektionismus als Burnout-Ursache. Die Gefahr eines Burnout ist besonders groß, wo Menschen bei ständigem hohem Einsatz nur wenig Erfolge der eigenen Arbeit sehen oder wo es keine Anerkennung für den geleisteten Einsatz gibt. Ein solcher Dauerzustand des Zuviel-Gebens und Zuwenig-Bekommens kann in der betreffenden Person liegende Ursachen haben. Es können aber auch in den Arbeitsbedingungen Gründe vorliegen. Meist ist es eine Mischung aus beidem. Burnout erleiden Personen, die bei der Arbeit besonders hohe Ansprüche an sich stellen, die zum Perfektionismus neigen und sich übermäßig engagieren.

Oft haben solche Menschen die Fähigkeit verloren, nach Arbeitsschluss innerlich Abstand zu gewinnen. Sie haben meist ein unterentwickeltes Privatleben und büßen daher ihre Erholungsfähigkeit ein. Fatalerweise merken die Betroffenen dies selbst nicht, da es sich um einen schleichenden und zudem meist unbewusst ablaufenden Prozess handelt. Aber auch auf Seiten des Arbeitgebers gibt es Burnout-Ursachen: Hoher Leistungsdruck, Eintönigkeit der Arbeit bzw. fehlende Anforderungsvielfalt, ein Übermaß an Vorschriften, die den Gestaltungsspielraum des Arbeitnehmers einengen, sowie fehlende Unterstützung und Anerkennung vom Vorgesetzten oder von Kollegen.

Körperliche Veränderungen bei Burnout. Organische Veränderungen finden sich vor allem beim Stress-Hormon Cortisol, außerdem ist im Blut die Funktion von weißen Blutzellen (Leukozyten) und von Abwehrzellen (Lymphozyten) verändert. Diese Veränderungen sind jedoch unspezifisch und daher nicht geeignet für die Stellung der Diagnose. Die Diagnose eines Burnout-Syndrom kann nur durch eine ärztliche bzw. psychosomatisch- psychotherapeutische Untersuchung gestellt werden. Die Diagnose kann durch psychologische Tests gesichert werden. Die Symptome eines Burnout-Syndroms können sich erheblich mit denen einer Depression überlappen.

Vorbeugung gegen Burnout: Supervisionsgruppen oder Psychotherapie. Es gibt gut wirksame Hilfen und Therapien. Die Erfolge sind am besten, wenn die Hilfestellung im Frühstadium erfolgt. Für den einzelnen Betroffenen am besten ist zunächst die Teilnahme an einer Supervisionsgruppe, d. h. an einer Kollegengruppe unter Leitung eines/ einer Psychotherapeuten/in, die sich z. B. einmal wöchentlich oder zweimal monatlich trifft. Reicht dies nicht aus, sollte eine Einzelberatung oder Psychotherapie in Erwägung gezogen werden. Leider werden psychotherapeutische Hilfen aus Scham oder Stolz oft nicht oder viel zu spät aufgesucht. Fachgerechte Psychotherapie wird von den Kassen bezahlt.

Was kann der Arbeitgeber gegen Burnout tun? Was kann vonseiten des Arbeitgebers gegen Burnout getan werden? Vorgesetzte sollten in eigenen Supervisionsgruppen (in denen Vorgesetzte unter sich sein sollten) ihr dienstliches Verhalten auf den Prüfstand stellen. Als ungünstig erwiesen haben sich insbesondere fehlende Anerkennung für die Mitarbeiter, intransparantes und inkonsequentes Führungsverhaltenund und eine zu starke Einengung, die den Mitarbeitern keine Gestaltungsspielräume lässt. Von Seiten der Arbeitsorganisation innerhalb der Firma ist zu beachten, dass übermäßiger Leistungsdruck kontraproduktiv ist. Das Gleiche gilt für eintönig gestaltete Arbeitsabläufe mit fehlender Anforderungsvielfalt.

Siehe drei Übersichtstabellen nachfolgend im Anhang

© Joachim Bauer

 

Betroffene Berufsgruppen (Anteil mit Burnout)
Pflegekräfte
40 -60 %
Ärzte
15 - 30 %
Lehrer
30 % (weitere 20 % im Frühstadium)
Pflegende Angehörige
60 - 80 % (geschätzt)

 

Symptome des Burnout-Syndroms
Seelisch-geistige Beschwerden

Emotionale Erschöpfung;
Sinnverlust und Gefühl der Wertlosigkeit der eigenen Arbeit;
Verlust der Wertschätzung gegenüber der eigenen Person und gegenüber anderen;
Zynismus;
Konzentrations- und Gedächtnisstörungen

Körperliche Beschwerden

Schlafstörungen; Kopfschmerzen; Hypertonie; Herz- Kreislaufprobleme; Schwindelsymptome;
Magen- Darm- Beschwerden; Muskel- und Rückenschmerzen; verminderte Immunabwehr, Krankheitsanfälligkeit

 

Therapie des Burnout-Syndroms
Für den Betroffenen Teilnahme an einer Supervisionsgruppe;
bei Bedarf Einzel- Psychotherapie;
Ziele:
Wiederentdeckung der persönlichen Freizeit, der Pflege persönlicher Beziehungen und von Hobbies;
Kritische Überprüfung von zu hohen Leistungsansprüchen;
Verbesserung des Kontaktes zu Kollegen; Bearbeitung von Selbstwertproblemen
Für Vorgesezte Teilnahme an einer Supervisionsgruppe; Ziele:
Verbesserung der Beziehungsgestaltung zu den Mitarbeitern;
Fähigkeit, Leistungen anzuerkennen;
Vermeidung von überreglementierendem Verhalten;
Erhaltung der Gestaltungsspielräume für Mitarbeiter
Maßnahmen der Firma bzw. Institution Sinnvolle Reduktion von zu hohem Leistungsdruck;
Vermeidung von monotonen Arbeitsabläufen;
Herstellung von Anforderungsvielfalt
 

 

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